Gemeinsam Aufbruchstimmung erzeugen – Hessische SHK- und Elektrohandwerke unterzeichnen gewerkübergreifende Kooperationsvereinbarung für Wärmepumpen-Hochlauf

Im Rahmen eines gemeinsamen „Zukunftstages der Klimahandwerke“ unterzeichneten der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Hessen und der Fachverband Elektro und Informationstechnik Hessen/Rheinland-Pfalz (FEHR) am 3. November 2023 in Wiesbaden-Niedernhausen eine Kooperationsvereinbarung. Die beiden hessischen Klimahandwerke wollen zukünftig ihre Zusammenarbeit intensivieren, um die Herausforderungen der Klimawende durch die Bündelung ihrer jeweiligen Kompetenzen gemeinsam in Angriff zu nehmen.

Unter dem Motto, „Digitalisierung der Energiewende und wie wir sie gestalten“, kamen im Rahmen des zweitägigen „Zukunftstages der Klimaberufe“ mehr als 100 Obermeister der beiden Fachverbände in Niedernhausen zusammen, um zum einen Aufbruchstimmung zu erzeugen und zum anderen Gestaltungschancen bei der Digitalisierung der Energiewende miteinander auszuloten.

Das gemeinsame Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsbetriebe durch gemeinschaftliche Beratung, Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit zukünftig zu sichern, vorhandenes Know-how zu bündeln und die Zusammenarbeit beider Gewerke zu intensivieren, um mit vereinten Kräften den geplanten Wärmepumpen-Hochlauf zu unterstützen, wurde zu Beginn der Veranstaltung durch die Unterzeichnung einer gemeinsamen Kooperationsvereinbarung manifestiert. SHK-Landesinnungsmeister Uwe Loth, SHK-Fachverbandsgeschäftsführer Björn Hendrischke, FEHR-Präsident Stefan Ehinger und FEHR-Geschäftsführer Thomas Klisa setzten Ihre Unterschriften unter die fünf Punkte umfassende Vereinbarung.

Gemeinsam Aufbruchstimmung erzeugen

500.000 Wärmepumpen pro Jahr gilt es im Rahmen der Wärmewende einzubauen – eine Aufgabe, die – darin waren sich Landesinnungsmeister Uwe Loth und FEHR-Präsident Stefan Ehinger einig – nur gemeinsam und mit vereinten Kräften zu stemmen ist. Das Wort „gemeinsam“ zog sich dann auch wie ein roter Faden durch die gesamte, von Aufbruchstimmung geprägte Veranstaltung. Unsere beiden Handwerke können Energiewende. Gemeinsam können wir sie noch viel besser“, appellierte Loth an die versammelten Handwerksvertreter – und erntete für diese motivierenden Worte tosenden Applaus.

Aufhalten, das hatte Uwe Loth gleich zu Beginn deutlich gemacht, lässt sich der mit der Energiewende einhergehende Transformationsprozess ohnehin nicht. Der Landesinnungsmeister ermahnte daher die mehr als 110 Teilnehmer/-innen des Zukunftstages, „die tiefgreifenden Veränderungen des Marktes ernst zu nehmen“, die daraus resultierenden Chancen zu be- und ergreifen, nicht in alten Strukturen zu verharren und stärker auf gewerkeübergreifendes Arbeiten zu setzen. Denn, so warnte Loth: „Der Markt weckt Begehrlichkeiten und das Tempo des Wandels wird nie wieder so langsam sein wie jetzt!“

Mit vereinten Kräften Zukunft gestalten

FEHR-Präsident Stefan Ehinger, zugleich Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH), ging in seiner Rede vor allem auf das gemeinsame Veränderungspotential ein: „Wir im Handwerk haben die wichtige Aufgabe, Zukunft positiv zu gestalten“. Ehinger verwies dabei insbesondere auf die Sektorkopplung und machte deutlich: „Die Fäden dafür laufen bei unseren beiden Gewerken zusammen.“ Ehinger unterstrich die Bedeutung der E- und SHK-Gewerke für die Energiewende, indem er auf deren Teilnahme an den Wärmepumpe-Gipfeln der Bundesregierung verwies. Den Betrieben komme künftig vor allem im Hinblick auf die Information und Aufklärung der Kunden eine wichtige Rolle zu: „Wer, wenn nicht das Handwerk, kann das Vertrauen, das durch die Diskussion um das Heizungsgesetz verloren gegangen ist, wiederherstellen.“

Weitere Themen für eine engere Zusammenarbeit machte der FEHR-Präsident in der Fachkräfteentwicklung sowie in der Entwicklung gezielter Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote für den Wärmepumpen-Bereich aus. Letzteres sei unverzichtbar, weil Systeme und Technologien immer komplexer würden und vernetzte Gebäudetechnik im Zuge der Sektorkopplung und des verschärften Gebäudeenergiegesetzes (GEG) eine immer wichtigere Rolle spiele. „Hier wächst zusammen, was zusammengehört“, brachte Ehinger die Annäherung von E- und SHK-Handwerk auf den Punkt. Seine Zuhörer rief er dazu auf, sich für die künftige Rolle als Klimahandwerk noch enger zu vernetzen: „Diese Veranstaltung ist die Initialzündung: Nutzen Sie diese und vernetzen Sie sich auch auf lokaler Ebene!“ Sein Nachredner, Wolfgang Kramwinkel, Präsident der Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks, hieb in dieselbe Kerbe: „Dass Sie heute, hier in Hessen, die gemeinsame Kooperationsvereinbarung unterzeichnen, macht Sie zu Vorreitern und zeigt: Sie sind bereit, Zukunft zu gestalten.“

Lust auf Wärmepumpe machen

Und um genau diese Gestaltungschancen ging es dann auch in den folgenden Experten-Vorträgen. So stellte Robert Meyer vom Frauenhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE erste Ergebnisse von Feldtests zu Installationsprozessen in Bestandsgebäuden vor, während Jürgen Weber von der Fronius Deutschland GmbH darüber informierte, wie sich mithilfe von Energiemanagementsystemen effektiv mit Solarstrom heizen lässt. Beiden Vortragenden gelang es dabei, vorhandene Bedenken auszuräumen, wertvolle Informationen für beide Gewerke zu vermitteln und Verständnis für Prozesse des jeweils anderen Gewerks zu schaffen.

Lust auf einen Einstieg in den Wärmepumpen-Markt machte jedoch vor allem Dipl.-Ing. Sven Kersten von der NIBE AB, der sein Publikum mit den Worten, „Ihr seid die Zukunft“, begrüßte und dann erst einmal mit typischen Wärmepumpen-Mythen wie „Wärmepumpen sind nicht ausgereift“ oder „Die Technologie ist unwirtschaftlich“ aufräumte. Sein, auch durch persönliche Erfahrungen gestütztes Fazit am Ende des Vortrags: „Wärmepumpen sind in den meisten Ein- und Zweifamilienhäusern sehr gut einzusetzen.“

Großen Zuspruch hatten auch die Workshops der Vorsitzenden der Landesfachbereiche der Fachverbände. Mike Lorenz vom FEHR und Thorsten Jakob vom FV-SHK-Hessen informierten die Kollegen des jeweils anderen Gewerks über die Themen Photovoltaik und Solarstromspeicher für SHK-Betriebe sowie Wärmepumpentechnologie für Heizung und Warmwasser für elektrotechnische Unternehmen. 

Klaus Ott von KNX-Professionells zeigte den Anwesenden wie schon heute durch intelligente Steuerungstechnik intelligente Zähler im Bereich Gas-, Wasser- und Strom zum vernetzten Energiemanagement genutzt werden können.

Und abgeschlossen wurde die zweitägige Veranstaltung mit dem Vortrag von Bernd Debus von der Mittelhessen-Netz-GmbH, der das Forschungsprojekt Eneff:Stadt FlexQuartier Gießen vorstellte, bei dem integrale Planung und Errichtung eines hochflexiblen Hybridspeichers mit Sektor-Kopplung für ein energieeffizientes netzdienliches Neubau-Quartier dargestellt wurde.

Die Vorträge der Referenten zeigten, dass die Wärmepumpentechnologie wirklich in vielen Bereichen problemlos einsetzbar ist. Eine Meinung, die – das zeigte die anschließende Diskussion – auch viele Zuhörer teilten. „Probiert’s doch einfach mal aus, statt immer Bedenken vorzuschieben“ war als Antwort auf Kritik an der Wärmepumpe zu hören. Eine Meinung, der sich auch Landesinnungsmeister Uwe Loth anschloss: „Lasst uns doch erst einmal den Fokus auf die Gebäude legen, bei denen sich diese Technologie problemlos installieren lässt. Denn das ist ja die Mehrheit. Danach können wir uns dann die vornehmen, bei denen eine Wärmepumpe problematisch ist und gezielt nach Lösungen suchen“, schlug Loth vor und verwies dabei auch darauf, dass sich die Technologien in diesem Bereich in rasanter Geschwindigkeit weiterentwickelten. Der Appell des Landesinnungsmeisters wurde von beiden Seiten mit tosendem Applaus belohnt – Zeichen dafür, dass die wichtigste Botschaft des Zukunftstages verstanden wurde: Gemeinsam lässt sich die Wärmewende viel schneller und wirkungsvoller stemmen.