Zukunftsfragen im Mittelpunkt des Delegiertentages des Fachverbandes

Der Delegiertentag des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima Hessen stand vor Kurzem nicht nur im Zeichen der verbandspolitischen Arbeit, sondern bot den Delegierten auch wichtige inhaltliche Impulse zur Zukunft der Branche. Unter dem Titel „Das SHK-Handwerk zwischen Tradition und Disruption“ zeigte Arno Kloep von der Querschiesser Unternehmensberatung eindrucksvoll auf, vor welchen Herausforderungen und Chancen unsere Branche steht.

Zwischen Tradition und Umbruch

Kloep machte deutlich, dass das SHK-Handwerk zwar traditionell stabiler und resilienter als viele andere Gewerke abschneide, die aktuellen Rahmenbedingungen jedoch auch diese Stärke auf die Probe stellen. Die Baukonjunktur schwächelt, politische Rahmenbedingungen liefern bislang keine durchschlagenden Impulse für die Wärmewende, und die Wachstumsprognosen bleiben eher verhalten. Hinzu komme eine strukturelle Herausforderung: Die Branche steuere auf einen Fachkräfteengpass von rund 100.000 Personen zu, der das Wachstum massiv begrenzen könnte.

Vier Hebel gegen den Engpass

Um diese zentrale Herausforderung zu bewältigen, benannte Kloep vier strategische Hebel, die er für die mittel- bis langfristige Zukunft des SHK-Handwerks als entscheidend erachtet:

Digitalisierung als Effizienztreiber und Grundlage neuer Geschäftsmodelle

Digitalisierung sei weit mehr als die Einführung neuer Software. Sie bedeute eine tiefgreifende Transformation der Arbeitsprozesse – von der Auftragsannahme über die Planung bis hin zur Dokumentation und Abrechnung. Digitale Werkzeuge ermöglichten eine präzisere Ressourcenplanung, reduzieren Leerlaufzeiten und steigern die Transparenz gegenüber Kunden und Partnern. Künstliche Intelligenz werde zukünftig nicht nur Abläufe automatisieren, sondern auch Daten auswerten, die bislang als Nebenprodukt galten, und daraus neue Geschäftsfelder erschließen.

„Fit and forget“-Lösungen für einfachere, wartungsarme Systeme

In einer Branche, die traditionell sehr betreuungsintensive Systeme installiert, sieht Kloep einen Paradigmenwechsel zur erheblichen Entlastung der Betriebe durch sogenannte „Fit and Forget“-Systeme und Produkte, die nach der Installation möglichst wartungsarm und selbsterklärend funktionieren. Solche Lösungen würden die Betriebe in zweifacher Hinsicht entlasten: Sie würden den Aufwand für Serviceeinsätze reduzieren und weniger knappe Fachkräfte in wiederkehrende Routineaufgaben binden. Gleichzeitig steige die Kundenzufriedenheit durch zuverlässige, unkomplizierte Technik.

Vertikale Integration der Hersteller

Immer mehr Hersteller erweitern ihr Leistungsportfolio über die reine Produktlieferung hinaus und übernehmen Teile der Wertschöpfungskette, die bisher beim Handwerk lagen – beispielsweise durch eigene Montageservices oder digitale Plattformangebote. Kloep sieht darin einerseits Konkurrenz für das SHK-Handwerk, andererseits aber auch die Chance, sich über Kooperationen und klare Positionierungen neu aufzustellen.

Technische Unterstützungssysteme wie Exoskelette zur Entlastung auf der Baustelle

Der physische Belastungsfaktor im SHK-Handwerk bleibt trotz technischer Hilfsmittel hoch. Exoskelette und vergleichbare Unterstützungssysteme würden hier einen innovativen Ansatz bieten: Sie entlasten Monteure bei schweren Hebe- und Überkopfarbeiten, beugen Ermüdung vor und verlängern die berufliche Leistungsfähigkeit. Solche Technologien seien damit nicht nur ein Mittel zur Steigerung der Produktivität, sondern auch ein Beitrag zur Fachkräftesicherung, indem sie den Beruf attraktiver und gesundheitsschonender machen.

Disruption durch neue Marktteilnehmer

Kloep thematisierte auch die zunehmende Konkurrenz durch neue Akteure wie Enpal oder 1Komm5Grad, die mit datengetriebenen Geschäftsmodellen und innovativen Strukturen in den Markt drängen. Er betonte, dass Daten nicht länger nur Nebenprodukt der Arbeit seien, sondern zunehmend zum zentralen Wert und Treibstoff des Geschäftsmodells werden. Seine Kernbotschaft: Betriebe müssen sich auf einen Prozessmusterwechsel einstellen – weg von „Best Practice“ hin zu „Next Practice“. Nur wer Vernetzung, Digitalisierung und Spezialisierung aktiv gestalte, bleibe langfristig wettbewerbsfähig.

Fazit für den Verband

Landesinnungsmeister Uwe Loth bedankt sich bei Arno Knoep für den eindrucksvollen Vortrag. Für ihn ist klar: „Gerade in Zeiten von Umbruch und Unsicherheit wird die Verbandsmitgliedschaft wichtiger denn je. Sie bietet nicht nur Orientierung, sondern auch die notwendige Vernetzung und Unterstützung, um die Herausforderungen zwischen Tradition und Disruption gemeinsam erfolgreich zu meistern.“